Netzkloster will, was Teresa von Avila bereits vor 450 Jahren tat
Die Mystikerin Teresa von Avila (1515-1582) war eine umtriebige Frau. Sie gründete einen neuen Orden und mehrere Klöster. Trotzdem war sie keine "prüde Nonne". Sie sagte von sich:
"Ich bin ein Weib und obendrein kein gutes."
Wer sich mit Teresas Leben befasst kann sich vorstellen, dass es einem in ihrer Gegenwart wohl nie langweilig wurde. Schliesslich wurde sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt.
Ihr Wirken fiel in eine Zeit Spaniens, die eine religiöse Neugeburt und Reformbewegung darstellte. In den Klöstern wurde das Stundengebet praktiziert. Ausserhalb der Klöster wuchs der Wunsch nach einem relevanten Glauben für den Alltag. Im Kloster galten Regeln und fixe Zeiten. Ausserhalb der Mauern fand das Leben statt mit seinen Herausforderungen und Bedingungen. Innerhalb der Mauern praktizierte man zwar eine methodische Meditationsform, die Methode entsprach aber nicht dem Alltag der Bevölkerung. Der evangelische Theologe Peter Zimmerling stellt fest:
"Die herkömmliche Gebetspraxis der Klöster mit ihren Stundegebeten konnte keinem nützen, der sich auf dem Weg nach Amerika oder Europa befand. So entstanden Vorformen einer eigenständigen spanischen Mystik."
Zimmerling 2010, Evangelische Mystik
Die Entwicklung und Vermittlung der Mystik mit ihren Stufen von Selbsterkenntnis, Nachfolge Christi und Vereinigung mit Gott, wurde zum Lebensinhalt von Teresa.
Aufgrund dieses Weges und ihres Engagements ist Teresa von Avila für die Spiritualität des Netzklosters eine zentrale Figur. Sie entwickelte eine alltagstaugliche und trotzdem ernsthafte Spiritualität der Christusnachfolge. Diese Form war nicht an Klostermauern gebunden, sondern an Leben und Herz der Praktizierenden. Als Frau ging sie forsch ihren Weg und machte deutlich, dass alte Konventionen ihre Gültigkeit verlieren, wenn Gottes Geist Neues schafft.